Phil Hellmuth ist mal wieder das Gesprächsthema in der Pokerwelt

Das ist sicherlich nichts Neues, da “The Poker Brat” es im Laufe der Jahre aufgrund zahlreicher Beschimpfungen immer mal wieder im Rampenlicht steht. Diesmal aber geht es um seine Fähigkeiten am Pokertisch.  Das liegt daran, dass Phil Galfond ihn tatsächlich für sein Spiel lobte, obwohl er eigentlich zu seinen Kritikern gehört. Natürlich äußerten viele Spieler, insbesondere Olivier Busquet und Fedor Holz, ihre Ablehnung was die Spielstärke von Phil Hellmuth angeht.

Es ist ein bisschen erstaunlich, aber die Frage ob Phil ein guter Pokerspieler ist, ist vielleicht eine der am längsten bestehenden Fragen in der Pokerwelt, über die seit Jahrzehnten diskutiert wird. Aber es bleibt eine Frage, die gestellt wird.

Galfonds Hauptpunkt war die Leistung von Hellmuth im Poker Central-Duell gegen Antonio Esfandiari, die zeigte, dass er, unabhängig von der mathematischen Analyse seines Spiels, über einzigartige Fähigkeiten in der Live-Poker-Arena verfügt. Fedor Holz hatte eine andere Einstellung und gab direkt öffentlich seine Meinung preis und äußerte sich dahin, das er ihn spielerisch nie wirklich überzeugen konnte.

Sowohl Galfond als auch Holz haben einwandfreie Lebensläufe im Poker, mit einem soliden Ruf auf der analytischen Seite des Spiels. Beide wissen also wie das Spiel funktioniert, haben aber zum Thema Phil Hellmuth zwei ganz unterschiedlich Standpunkte.

Die Erfolge bei der WSOP sind einzigartig

Holzs Argument, das sich Hellmuth keine großen Erfolge in der High-Roller Szene feiern konnte, ist schwer zu bestreiten, aber es ist auch ein bisschen nebensächlich. Hellmuths Spiel sind die großen World Series of Poker-Events und er spielt diese besser als kein anderer auf der Welt. Natürlich weiß jeder das Phil mit 15 WSOP Bracelets der Rekordhalter ist, aber es geht nicht nur alleine um die Bracelets. Hellmuths 166 WSOP-Cashes sind phänomenal und er hält den Rekord für die meisten Final Tables (62). Er ist der einzige, der jemals sowohl am Vegas Main Event als auch am europäischen teilgenommen hat. Er steht an vierter Stelle im Gesamtgeld der WSOP. Die einzigen Leute vor ihm sind Spieler, die das 1-Millionen-Dollar-One-Drop-Turnier gewonnen haben und dadurch ein sehr hohes Preisgeld und Punkte erzielt haben. Er war auch der erste Spieler, der in den letzten vier Jahrzehnten jeweils ein Armband gewann, und lediglich der dritte Spieler, der in vier Jahrzehnten ein Armband gewann.

Vielleicht ist seine erstaunlichste Statistik aus der WSOP allerdings etwas versteckt. Bei diesen 62 Final Table-Auftritten bei der WSOP hatte Hellmuth in 26 von ihnen die Nase vorn, gewann 15 und wurde davon 11x Zweiter.

Die Analyse der WSOP-Ergebnisse auf Lebenszeit von Hellmuth führt zu einer von zwei unausweichlichen Schlussfolgerungen. Entweder verfügt er über einzigartige Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, WSOP-Events zu spielen, wie es noch kein Mensch jemals getan hat, oder er ist die größte Luckbox der Welt, zumindest bei der WSOP. Das Problem mit der letzteren Erklärung ist, dass sie allem widerspricht, was wir über Wahrscheinlichkeit und Zufall wissen.

Wenn Poker ein Geschicklichkeitsspiel ist, das langfristig gemessen wird, ist es ziemlich schwer zu leugnen, dass Hellmuth über einzigartige Fähigkeiten beim Spielen von WSOP-Events verfügt. Sein Rekord der in sein fünftes Jahrzehnt geht, ist von keinem seiner Kollegen zu übertreffen. Man weiß nicht genau, was Hellmuths einzigartige Fähigkeiten sind, aber man weiß, dass niemand auf der Welt über fünf Jahrzehnte hinweg, so viel Glück hat.

Daher ist die Aussage von Galfond: „Ich erkenne, das einfach an das er ein sehr großer Pokerspieler ist und das Phil Hellmuth etwas weiß, was ich nicht weiß.“ auch nicht nur so dahin gesagt.

Hellmuth ist vielleicht kein “großartiger Pokerspieler” bei High Rollern oder Cash Games, aber seine Bilanz zeigt, dass er zweifellos der Beste ist, der jemals bei WSOP-Multi-Table-Turnieren gspielt hat. Ich kann nicht verstehen, wie er es tut, aber die bloße Tatsache, dass er es getan hat, zeigt seine Fähigkeiten. Man sammelt so viele WSOP Rekore nicht einfach nur durch Glück.

Es besteht kein Zweifel, dass Phil Hellmuth im Laufe der Jahre hervorragende Ergebnisse erzielt hat. Es ist schwer, mit 15 WSOP Bracelets und 23,7 Millionen Dollar an Live-Preisgeldern, die Spielstärke eines Spielers in Frage zu stellen. Klar gibt es einige Spieler, die ihn in der Zwischenzeit schon überholt haben, was das Gesamtpreisgeld angeht, aber man darf ja nicht vergessen in welcher Zeit sich und bei welchen Events sich Hellmuth nach oben gespielt hat und die anderen die nun vor ihm stehen. Es ist ja eine ganz andere Zeit mit zahlreichen High Roller Events, die es früher noch gar nicht gab.

Poker von damals nicht mit heute zu vergleichen

Viele Krtiker behaupten, dass die meisten von Phil Hellmuths Erfolge aus einer alten Zeit stamme, in der niemand eine Ahnung hatte, wie man Poker mit einer vernünftigen Strategie spielt. Tatsächlich aber hat er seit 2010 weitere 4 WSOP Bracelets gewonnen, 13 Turniersiege und viele weitere Erfolge gefeiert. Obwohl das immer noch verdammt stark ist, hat er sich überhaupt nicht von Spielern wie Phil Ivey oder Daniel Negreanu distanziert.

Erfolge wie WSOP-Armbänder und Anzahl an Final Tables mögen ein Beweis für seine Langlebigkeit sein, aber sie erzählen nicht wirklich die Geschichte eines Mannes, der seine Kollegen so oft überrundet, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Tatsache ist, dass die besten Spieler der Welt diejenigen sind, die die Cash Games mit den höchsten Einsätzen schlagen. So war es schon immer und wird es immer sein. Aber selbst wenn es um Turniere mit den höchsten Einsätzen geht, ist es bezeichnend, dass seine Konkurrenz Hellmuth nicht als Elite betrachtet. Und Galfond selbst sagte sogar, dass seine Meinung vor dem Spiel mit Esfandiari genau der von Holz entsprach.

Es besteht kein Zweifel, dass man beim Heads Up den meisten Skill benötigt und die Spielstärke noch besser zum Vorschein kommt. Um so bemerkenswerter das Hellmuth auch das zweite 200k High-Roller Heads Up Duell gegen Esfandiari für sich entscheiden konnte.

Von

Micha

Ich bin der Micha 32 Jahre alt und seit fast 10 Jahren ein begeisterter Pokerspieler. Ich spiele Cash Game NL100 und wenn es die Zeit und die Motivation zulässt auch MTTs mit Buy Ins bis zu 250$. In meiner Freizeit bin ich für YourPokerDream tätig und helfe bei der Erstellung neuer Artikel und News im deutschsprachigen Bereich.

Da ich schon sehr lange in der Pokerwelt unterwegs bin, bin ich immer gut über alles informiert und kann in vielen Dingen meine sachliche Meinung miteinbringen.

· Veröffentlicht am 26.10.2020 · zuletzt aktualisiert am 26.10.2020