Den Beruf “Pokerspieler” gibt es tatsächlich und es hat nichts mit zocken zu tun

Auch wenn der Beruf “Pokerspieler” für manche wie ein Traum klingt und es viele für unmöglich halten, ist es tatsächlich so, dass Poker spielen für eine Vielzahl von Spielern auf der ganzen Welt, ein Beruf ist. Eine Vielzahl der Menschen unserer Gesellschaft, bezeichnen jemand nur als seriös, wenn dieser ganz brav 9-12 Jahre zur Schule gegangen ist, danach studiert hat, oder seine Ausbildung absolviert, um danach in das normale Berufsleben einzusteigen. Ganz klar, das ist der normale Standard und so sollte es auch sein. Aber professionelles Poker spielen, egal ob Live oder auch Online Poker, ist ein Beruf und bei weitem kein einfacher.

Trotzdem schütteln viele aus der Familie oder dem Freundeskreis, ungläubig mit dem Kopf, wenn man ihnen sagt das man durch Poker spielen, seinen Lebensunterhalt verdient. Natürlich gibt es verschiedene Arten von Spielern. Es gibt auf der einen Seite, die absoluten Stars und High Roller der Szene, welche hunderttausende oder gar Millionen pro Jahr verdienen. In den USA sind die Pokerpros sogar so bekannt, dass man diese mit echten VIPs und Schauspielern gleichsetzt.

Was viele aber gar nicht auf dem Schirm haben, sind ganzen Spieler die unter dem Radar, tausende von € an den virtuellen Tischen verdienen. Hier gibt es Spieler die schaffen es auf 1.500-2.000 € pro Monat, was ja auch schon mal eine Hausnummer ist. Andere dagegen, freuen sich über einen monatlichen Verdienst von 10.000-20.000e€ pro Monat im Schnitt. In osteuropäischen Ländern, gibt es auch viele Spieler die erwirtschaften weniger als 500€ pro Monat, was aber in diesen LÄndern, für viele zum Leben reicht.

Viele reißen durch die Welt und genießen das Leben. Das Internet macht es möglich, das man nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Mit Ausnahme von wenigen Ländern, wo Online Poker reguliert ist und von wo man nicht im internationalen Spielerpool spielen darf, oder nur in einem bestimmten kleineren Pool innerhalb des Landes.

Für jemanden der sich in der Szene auskennt und sich schon lange mit dem Thema und dem Spiel beschäftigt, ist es relativ einfach zu verstehen, warum und wieso Pokerspieler ein Beruf sein kann. Für Außenstehende, die mit dem Thema aber gar nichts zu tun haben, klingt es eher beängstigend und wird direkt mit Glücksspiel, zocken und eventueller Spielsucht in Verbindung gebracht. Das ist auch gar nicht so weit hergeholt und auf viele Spieler treffen diese Dinge auch leider zu. Das ändert aber nichts daran das andere damit ihren Lebensunterhalt verdienen.

Pokerspieler zu sein und sein täglich Brot damit zu verdienen, ist sehr harte Arbeit

Wenn jeder wüsste, wie viel Arbeit dahinter steckt, um damit Geld zu verdienen, so würden sich einige Meinungen schlagartig ändern. Es ist nicht einfach nur den Computer anzuschalten und auf der Maus ein bisschen rumzudrücken und hoffen, dass die richtigen Karten ausgeteilt werden.

Poker wird immer zum Teil ein Glücksspiel bleiben, allerdings auch ein Strategiespiel bei welchem es auf Wahrscheinlichkeiten und Spielverständnis ankommt. Jeder Entscheidung, die ein Spieler am Tisch trifft, hat einen mathematischen und strategischen Hintergrund. Man spielt nicht nach dem Bauchgefühl und man spielt auch nicht bestimmte Hände, weil man diese mag. Alles beruht auf einer bestimmten Strategie.

Wie in der Schule muss man sich zu Beginn gewisse Dinge aneignen. Man muss die Poker Regeln lernen, sich mit den Basics des Spiels vertraut machen und nach und nach am eigenen Spielverständnis arbeiten. Das hört sich einfach an, aber die Realität ist eine ganz andere. Man muss sich sehr viele Dinge aneignen, um ein guter Spieler zu werden und um zu verstehen, warum gewisse Dinge am Tisch passieren.

Das Volumen und der Zeitaufwand sind der Schlüssel

Mal 4-5h auf der Maus rumklicken pro Woche ist Fehlanzeige. Wie bei einem Fulltime-Job sitzt man locker 40h pro Woche an den Tischen. Das Volumen und die Anzahl an gespielten Händen sind der Schlüssel zum Erfolg und der Faktor, warum sich der bessere Spieler langfristig, gegen den schlechteren Spieler durchsetzt. Kurzfristig kann der Glück/Pech Faktor über Sieg und Niederlage entscheiden. Langfristig aber nicht!  Schaut euch unseren” Ist Poker ein Glücksspiel?” Artikel an.

Bankroll Management und ein gutes Mindset gehören dazu

Auch der beste Spieler gewinnt nicht pausenlos und jeder muss auch mit Rückschlägen lernen umzugehen. Ein Downsing ist etwas ganz normales und ein guter Spieler weis das. Jede Hand geht kaputt, immer verliert AA gegen eine viel schlechtere Hand, immer hilft der River dem Gegner. Was gewöhnliche Spieler oft als “Betrug” und “Manipulation” bezeichnen, ist für einen professionellen Pokerspieler, nichts weiter als ein Ereignis was einfach manchmal so passiert. Man weis, warum dies so ist und es gibt dafür auch eine mathematische Erklärung.

Um solche Phasen zu überstehen, gibt es das Bankroll Management, welches zum einen dafür da ist, dass man ohne Druck spielt und nicht zwingend drauf angewiesen ist Geld zu verdienen, um seine Miete etc zu bezahlen. Gute Spieler haben immer Rücklagen um 1-2 Jahre ganz ohne Druck über die Runden zu kommen. Nur so kann man frei spielen und sachliche Entscheidungen, ganz ohne Druck treffen. Das Bankroll Management gibt einem Spieler aber auch vor, welche Limits er spielen kann. Es wird sich nicht einfach irgendwo hingesetzt und losgeht die Party, auch hier hat alles eine Struktur und einen Hintergrund.

Den Blick in die Zukunft richten

Wer den Beruf “Pokerspieler” wählt, muss auch an die Zukunft denken. Man ist zum einen nicht krankenversichert, wie in einem normalen Arbeitsverhältnis und man zahlt natürlich auch nichts in die Rentenkasse ein. All das sind Dinge, um die man sich schon früh kümmern muss und die entsprechenden Rücklagen für später bilden.

Dieser Artikel soll euch nur einen kleinen Einblick geben, um besser zu realisieren, was es braucht um diesen Beruf zu wählen. Wenn ihr selbst diesen Weg gehen wollt, so überlegt es euch gut, ob ihr in der Lage seid, die Anforderungen die es benötigt zu bringen. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich etwas Taschengeld dazu verdient oder ob man “for living spielt” wie man es in der Szene nennt.

Solltet ihr jemanden kennen der genau diesen Weg eingeschlagen hat und erfolgreich ist, so solltet ihr ihm dafür großen Respekt zollen.

 

Von
Micha
Ich bin der Micha 32 Jahre alt und seit fast 10 Jahren ein begeisterter Pokerspieler. Ich spiele Cash Game NL100 und wenn es die Zeit und die Motivation zulässt auch MTTs mit Buy Ins bis zu 250$. In meiner Freizeit bin ich für YourPokerDream tätig und helfe bei der Erstellung neuer Artikel und News im deutschsprachigen Bereich. Da ich schon sehr lange in der Pokerwelt unterwegs bin, bin ich immer gut über alles informiert und kann in vielen Dingen meine sachliche Meinung miteinbringen.
· Veröffentlicht am 24.08.2020 · zuletzt aktualisiert am 26.07.2022